Positionspapier der Frauen Union der CDU in Niedersachsen zum Landesdelegiertentag am 23./24.10.09 in Emden
Globalisierung, Wissensgesellschaft und demographischer Wandel stellen fortlaufend neue Herausforderungen an die Gesellschaft und den Einzelnen. Erfolgreiches Lernen im Lebenslauf ist entscheidend für die persönliche Perspektive, den Erfolg der Wirtschaft und die Zukunft unseres Landes. Bildung ist eine grundlegende Kompetenz aller Bürgerinnen und Bürger. Weiterbildung und lebenslanges Lernen müssen fester, selbstverständlicher Bestandteil der eigenen Lebensbiographie werden.
In Niedersachsen sind die Bildungschancen in den letzten Jahren erheblich verbessert worden. Dieser Weg muss intensiv fortgesetzt werden.
I.
Der weitere Ausbau der frühkindlichen Bildung in Niedersachsen ist uns ein wichtiges Anliegen. Die Landesregierung sorgt dafür, dass jedes Kind sprachlich gefördert wird, wenn es notwendig ist. Das 3. Kindergartenjahr ist beitragsfrei. Das Einschulungsalter ist flexibel abgesenkt worden, so dass die individuelle Schulfähigkeit der Kinder berücksichtigt werden kann. Ein großer Erfolg ist das Programm „Das letzte Kindergartenjahr als Brückenjahr zur Grundschule“. Erzieherinnen und Lehrerinnen können die Kinder in dieser Zeit gemeinsam planmäßig fördern. Die Frauen Union begrüßt diese Maßnahme ausdrücklich.
Für zwei- und dreijährige Kinder muss die Förderung noch weiter ausgebaut werden. Dafür sollten die zugesagten Mittel des Bundes schnellstmöglich umgesetzt und ergänzt werden. Ein bedarfsgerechtes, flexibles Angebot von Betreuungsplätzen ist der Schlüssel für Chancengerechtigkeit und erfolgreiche Teilhabe aller Kinder im späteren Leben. Deshalb kommt es entscheidend auf die Qualität der frühkindlichen Erziehung an.
II.
Die Frauen Union Niedersachsen unterstützt ein begabungsgerechtes, differenziertes und gegliedertes Schulwesen. Schulformspezifisch nimmt die Berufsorientierung und –Vorbereitung insbesondere in den Haupt- und Realschulen eine besondere Stellung ein. Die individuelle Berufs- und Lernberatung junger Menschen zum Ende der Schullaufbahnmuss weiterentwickelt werden. Die persönlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler müssen klar herausgearbeitet werden, damit sie eine passende Berufswegeplanung einschlagen können.
Die Frauen Union Niedersachsen unterstützt die Anstrengungen zur engeren Verzahnung zwischen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen, wie beispielsweise im „Neustädter Modell“, das mit konkreten Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung der schulischen Arbeit die Ausbildungsfähigkeit junger Menschen stärkt.
DerÜbergang in das Erwerbsleben ist nicht Abschluss des Lernens, sondern eine wichtige Zwischenstation: Kein Abschluss ohne Anschluss! Wir halten es für notwendig, jungen Erwerbstätigen weiterführende Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen optimal zu erschließen und den Übergang aus dem beruflichen Bereich in das Studium zu erleichtern.
III.
Die Qualifizierung von heute sichert den Unternehmen den Fachkräftebedarf von morgen. Für die Beschäftigten bedeutet Weiterbildung bessere Berufschancen und Sicherung des Arbeitsplatzes.
Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei die Förderung von Frauen ein. Die Berufs- und Karrierechancen von Frauen zu verbessern und Berufsrückkehrerinnen beim Wiedereinstieg in das Berufsleben gezielt zu fördern, sind zentrale Anliegen der Frauen Union in Niedersachsen.
Dabei tragen die Betriebe besondere Verantwortung. Sie sollten Mütter und Väter, die die Arbeitszeit familienbedingt unterbrechen, in dieser Phase mit zielgerichteten Fortbildungsangeboten begleiten und ihnen damit die Chance geben, danach mit gesteigerter Qualifikation wieder in das Unternehmen zurückzukehren. Die Arbeitszeiten sollten familiengerecht gestaltet werden. Beruf und Familie müssen für Mütter und Väter vereinbar sein.
Vor diesem Hintergrund leisten lokale Bündnisse und Netzwerke in der Fläche wichtige Unterstützung und tragen dazu bei, den Prozess des beruflichen Wiedereinstiegs von Frauen erfolgreich zu gestalten. Die Frauen Union begrüßt besonders das „Modellprojekt Bildungsberatung – Orientierungshilfe für Lebenslanges Lernen schaffen“, umden örtlichen Bildungsträgern die konzentrierte Beratung zu ermöglichen.
Wegweisend ist das Konzept„Offene Hochschule Niedersachsen“, das sowohl Berufstätigen als auch Kinder erziehenden Eltern den Zugang zum Studium ermöglicht. Diese ersten Ansätze sollten intensiviert werden. Dabei wäre eine Abstimmung zwischen Bildungsträgern und Unternehmen sinnvoll.
Die Frauen Union fordert:
1. Spezielle Förderungskonzepte/Angebote für Eltern mit Migrationshintergrund;
2. Ausbildung der Sprachkompetenz bei Kindern anhand von Konzepten in Kindertagesstätten;
3. Organisation von regionalen Konzepten zur Kooperation zwischen Kindertagesstätten und Grundschulen;
4. Integration von sogenannten„Hauskindern“ und ihren Eltern durch zum Beispiel „Familienhebammen“;
5. Kommunikation mit Organisationen wie dem Kinderschutzbund;
6. Das erfolgreich erprobte„Neustädter Modell“ optional auf ganz Niedersachsen zu übertragen. Dabei sollten interessierte Schulträger und Schulen umfassend bei der Umsetzung vom Kultusministerium beraten werden. Die Schülerbeförderung im Rahmen des Modells muss dabei im Flächenland Niedersachsen gewährleistet sein;
7. Die vorhandenen Informationsangeboteüber Möglichkeiten der Weiterqualifizierung weiter auszubauen, um dadurch nicht zuletzt das Risiko, sich mittelfristig mit einem 400-Eurojob zu begnügen, auszuschließen;
8. Jungen Müttern und Vätern ausreichende finanzielle Unterstützungsangebote für zielgerichtete Fortbildungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen, die dabei zunehmend auch den Bereich des E-Learnings einbeziehen sollten;
9. Die Potentiale ehrenamtlicher Tätigkeit in Vereinen und Verbänden intensiver zu erschließen und die dabei gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen für einen beruflichen Wiedereinstieg stärker zu nutzen;
10. Ausreichend Gelder für Anpassungs- und Neuqualifizierungsmaßnahmen für ältere Berufsrückkehrerinnen und Wiedereinsteigerinnen bereitzustellen.