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Gastkommentar im Rundblick von Dr. Eva MöllringMehr Frauen in die Politik!

08.03.2005

Eine Perspektive kann man nur mit zwei Augen wahrnehmen. Politik will zukunftsweisende Lösungen finden. Deshalb müssen in der Politik Frauen und Männer zusammen arbeiten.

Leider sind wir – gerade in den Kommunen – von einer partnerschaftlichen Gestaltung  der Politik noch weit entfernt. Oft sitzen ein, zwei oder drei Frauen in den Räten, die dann versuchen, sich in den Männerrunden zurecht zu finden. Das kann zur Gratwanderung werden, denn Frauen werden leicht als schrill, gefühlsduselig, übereifrig, doof, hektisch, häßlich, unpolitisch, nett-harmlos, emanzig, mimosenhaft, streitbar, bieder, blaustümpfig ….. diffamiert und damit schnell disqualifiziert. Es gilt also, ein gewisses Maß an Anpassung mit dem eigenen ehrlichen Engagement in Einklang zu bringen. Darin haben Frauen Übung, aber es macht nicht immer Spaß.

Insofern ist es nicht unbedingt verwunderlich, daß nur ca. 20% der niedersächsischen Rats- und Kreistagsmitglieder weiblich sind.

Nach männlicher Einschätzung (und auch Umfragen) interessieren sich Frauen einfach weniger für Politik. Tatsächlich engagieren sich aber ganz viele Frauen auf unterschiedlichste Weise in ihren Kommunen, ohne ihr Mitwirken an die große Glocke zu hängen. Die Frage ist nur: „Was ist Politik und was nicht?“

Vor zwanzig Jahren wurden die Sorgen der Frauen um die Abkehr von Familienleben und Kindererziehung noch belächelt und allenfalls als bornierte Ideologie angesehen. Heute ist die demographische Entwicklung in Deutschland eins der politischen Probleme, die uns am heftigsten bedrängen und nicht mehr lösbar erscheinen. Das hätte man damals erkennen können und über die Jahre gegensteuern müssen. Dann war das wohl doch ein politisches Thema gewesen.

Auch der Einsatz von Frauen gegen Gewalt im häuslichen Bereich, gegen die Ausbreitung von Süchten bei Jugendlichen, für zukunftsträchtige Ausbildung und Berufstätigkeit von Mädchen, für den Schutz vor Kurpfuschern bei Schönheits-operationen und für individuelle Entscheidungen, würdig zu sterben, sind politische Themen.

Für das Miteinander in den Kommunen sind nicht nur die leeren Haushalte maßgeblich, sondern auch alle familienfreundliche Einrichtungen, eine menschenfreundliche Bebauung und eine Arbeitsmarktpolitik, die die Gemeinde für alle Bürger/innen attraktiv macht.

Kurzum: ohne Frauen wird nichts draus. Wir brauchen alle aktiven Frauen vor Ort in den politischen Gremien. Das erneute Mentoring-Programm kann eine gute Hilfe und ein Einstieg sein. Ich hoffe, daß wir zahlreiche Mentees und Mentorinnen finden. Auch gestandene männliche Politiker können übrigens von der unverbrauchten Sichtweise weiblicher Neueinsteigerinnen profitieren!


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